Keine Angst vor Schwarz-Weiß!
aus dem Kinderinfo-Blog von wienXtra 2021
Prachtvolle Kinderfilmklassiker. Ganz ohne Farbe
Als ich ein Kind war, hatten wir Zuhause keinen Fernseher. Also durften wir ab und zu bei der Nachbarin oder bei der Oma fernsehen. Für mich war das immer etwas ganz Besonderes. Zwar gab es auch mal „Am dam des“ oder Kinderserien zum Schauen, aber meistens mussten wir einfach mitschauen. Und zu sehen gab es: alte Filme! Ich liebe sie bis heute. Vielleicht weil sie von Anfang an selbstverständlich waren.
Vor einigen Jahren spielten wir im cinemagic die allererste Verfilmung von Pünktchen und Anton (1953). Ich fragte eine Freundin, ob sie mit ihrem kleinen Bruder kommen möchte. Dieser flippte richtig aus: ein alter Film! Noch dazu in Schwarz-Weiß! Das geht gar nicht! Seitdem erlebe ich immer wieder verblüfft, dass Kinder, aber auch Erwachsene keine Filme mögen, die etwas älter sind und eben vor allem ein Problem mit Schwarz-Weiß haben. Das erstaunt mich.
Wie ist das bei euch? Mögt ihr Schwarz-Weiß Filme? Schaut ihr sie gemeinsam in der Familie?
Klar, gigantische Farbwelten beeindrucken und sind wunderschön! Der Film Der Zauberer von Oz, Pionier im Farbfilmbereich, spielt mit dem Gegensatz. Dorothy wohnt in einer eher tristen schwarz-weiß-Bauernhofwelt und kommt im bunten Land Oz nicht aus dem Staunen heraus. Und wir staunen mit. Farbe ist doch viel besser! Dennoch möchte Dorothy am Ende zurück ins schwarz-weiße Zuhause. Vielleicht ist da was dran…
Viele Gründe für Schwarz-Weiß:
Gute Filme brauchen keine Farbe. Sie funktionieren, weil wir in sie eintauchen, mitleben, uns berühren lassen.
Man kann wunderbar darüber sprechen. Was ist die Qualität von Schwarz-Weiß, welche die von Farbe? Und man kann natürlich die Abneigung thematisieren: Wieso gefällt dir Schwarz-Weiß nicht? Ist Farbe wichtig für die Geschichte, die erzählt wird?
Schwarz-Weiß-Film-Klassiker sind Teil unserer Geschichte. Sie laden ein über Geschichte und Filmgeschichte zu reden. Sprechen und verhalten sich die Kinder anders? Wie schaut ihre Lebenswelt aus? Was müssen sie entbehren? Wieso ist die Musik so komisch?
Wenn es Neuverfilmungen gibt (was bei den Klassikern fast immer der Fall ist), dann kann man auch vergleichen.
Und jetzt die wunderbaren Filme:
Hierzulande vermutlich die beliebtesten schwarz-weißen Kinderfilme: Die ersten Erich Kästner-Verfilmungen. EMIL UND DIE DETEKTIVE (1931), DAS DOPPELTE LOTTCHEN (1950), PÜNKTCHEN & ANTON (1953), DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER (1954).
Der Lieblingsfilm unseres Filmvorführers DER KRIEG DER KNÖPFE (1962). Die allererste HEIDI (1952) (mit Kästners Zwilling Luise als Klara).
Immer wieder genial, auch für Kinder: Slapstick-(Kurz-)Filme der frühen Komiker Charlie Chaplin, Buster Keaton oder Stan Laurel & Oliver Hardy (Dick und Doof). Oder die vielen Filmchen rund um DIE KLEINEN STROLCHE (1922 – 1944). Auch: die allerersten Filme von Mickey Mouse (z.B. Steamboat Willie)
Clara Huber,
Programm und Filmermittlung bei wienXtra-cinemagic