Am großen Weg
Le grand chemin
Louis, ein 9jähriger Junge aus Paris, wird im Sommer 1959 von seiner Mutter zu einer Freundin in ein kleines bretonisches Dorf gebracht. Die Mutter, hochschwanger und von ihrem Mann verlassen, will ihr zweites Kind ruhig zur Welt bringen, bevor sie Louis die Wahrheit über seinen Vater mitteilen kann. Ihre Freundin Marcelle, die mit dem Dorfschreiner Pélo verheiratet ist, nehmen Louis gerne bei sich auf. Für Louis eröffnet sich in dem ruhigen Flecken ein für ihn unbekanntes Leben – eine kleine Welt, in der jeder jeden kennt, in der alles öffentlich ist. Und so bleibt dem Jungen auch nicht verborgen, dass Marcelle und Pélo alles andere als eine gute Ehe führen, dass Pélo sich sogar mit Gewalt zu nehmen versucht, was ihm Marcelle offensichtlich jahrelang verweigert hatte – und dass das alles einen tiefen Grund hat, das und Marcelles Frömmelei und Pélos Alkoholexzesse. Beide wetteifern um den Knaben, der sie an ihr eigenes, bei der Geburt verstorbenes Kind erinnert, das jetzt so alt wäre wie Louis, und für dessen Tod Marcelle Pélo verantwortlich macht.
Genauso wenig bleiben Louis die anderen “Geheimnisse” des Dorfes verborgen – wie auch die “Geheimnisse des Lebens”, die ihm später zur Selbstverständlichkeit werden sollen: Liebe, Krankheit, Tod. In der ein Jahr älteren Martine erhält Louis eine kundige Führerin, die ihn in viele Geheimnisse einweiht. Dass sein Vater ihn und seine Mutter verlassen hat, darauf kommt er dann von selbst. Und dass er sich aus Enttäuschung darüber vom Kirchendach stürzen will, setzt nicht nur das ganze Dorf in helle Aufregung, sondern bringt auch Marcelle und Pélo wieder näher zueinander. Als ihn seine Mutter nach der Geburt seines Bruders wieder nach Paris holt, hat Louis einiges gelernt. Marcelle und Pélo wollen einen Neuanfang probieren . . .
Im Sommer 1985 war der Regisseur Jean-Loup Hubert aufs Land gezogen. Die Kindheitserinnerungen, die dieser Landaufenthalt heraufbeschwor, verarbeitete er zum Drehbuch und später zum Film AM GROSSEN WEG. Ort und Handlung sind weitgehend authentisch und beruhen auf wahren Begebenheiten. Damit hat Hubert einen jener Filme geschaffen, die eigene Kindheitserlebnisse aufarbeiten bzw. vermitteln.
Frankreich 1986
104 Minuten, Farbe
Regie: Jean-Loup Hubert
mit: Anémone,
Richard Bohringer, Antoine Hubert,
Vanessa Guedj, Christine Pascal